Denn immerhin ist die Notwendigkeit dieses Gedenktags während seines über dreißigjährigen Bestehens wohl noch nie so aktuell wie in diesem Jahr, wenn man auf die Vielzahl internationaler Konflikte, deren unzählige Opfer und das unendliche menschliche Leid schaut, das sie verursachen. Dazu zählt an erster Stelle natürlich der seit dem 24. Februar tobende russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, der die Welt täglich in Atem hält, die vor kurzem erneut aufgeflammte blutige Auseinandersetzung zwischen Aserbeidschan und Armenien, der seit einigen Tagen andauernde kriegerische Grenzkonflikt zwischen Tadschikistan und Kirgisen, aber auch ein weitgehend von der Internationalen Öffentlichkeit vergessener Konflikt wie der seit November 2020 fast unvermindert anhaltende, mit unsäglicher Brutalität geführte und im August wieder ausgebrochene Krieg der äthiopischen Zentralregierung gegen die nach Unabhängigkeit strebenden Provinz Tigray. Und hierbei handelt es sich bekanntlich nur um eine Auswahl. Die übrigen verschiedenen bürgerkriegsähnlichen oder durch terroristische Aktivitäten in Asien und Afrika verursachten Auseinandersetzungen, die mehr oder weniger regelmäßig Bestandteil der täglichen Nachrichten sind, seien an dieser Stelle noch nicht einmal erwähnt.
So wird die Situation in Äthiopien vom Generaldirektor der Weltgesundheits-organisation (WHO) Tedros als die aktuell schlimmste humanitäre Katastrophe weltweit bezeichnet, die, weitgehend unbekannt, auch einen direkten Bezug zu Gotha besitzt. Denn immerhin pflegt Gotha seit 2016 eine Partnerschaft zur äthiopischen Stadt Adua in der Provinz Tigray, von der seit dem Ausbruch des Krieges aufgrund der bis heute bestehenden Nachrichtensperre fast keine gesicherten Informationen vorliegen. Seitdem, nach wie vor, ist keinerlei Hilfe möglich; alle bis dahin angestoßenen Projekte liegen seitdem auf Eis, soweit diese überhaupt noch existieren und fortsetzungsfähig wären... Über das Schicksal der Freund*innen und früheren Ansprechpartner*innen fehlt jegliche Information.
Umso wichtiger ist es, sich dafür einzusetzen, trotz aller "Gewöhnungseffekte" an den Ukraine-Krieg auch in Zukunft die auch im Kreis Gotha gezeigte, enorme Welle der Hilfsbereitschaft für ukrainische Flüchtlinge wachzuhalten und nicht abreißen zu lassen, neben diesem uns gefühlt am nächsten liegenden Konflikt jedoch ebenfalls nicht die Situation der zahlreichen übrigen Geflüchteten aus vielen anderen Teilen der Welt zu vergessen. Für eines der reichsten Länder der Welt wie Deutschland, das zeitweiliges Mitglied im UN-Sicherheitsrat war und nach einer ständigen Vertretung in diesem Gremium strebt, muss das eine ständige Verpflichtung sein, parallel zur unabdingbaren Suche nach diplomatischen Lösungsansätzen, so schwierig, kräftezehrend und langandauernd diese auch sein mögen.
https://www.dw.com/de/who-chef-wirft-weltgemeinschaft-rassismus-in-tigray-krise-vor/a-62843414
Bürgerkrieg und Hungersnot in Äthiopien
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